II
Die Ruckkerhr der italianischen
Militarinternierten -
Karina Zehtner
9. Die Unparteilichkeit der IMI nach ihrer
Rückkehr
Die zweite Hälfte
des Jahres 1945 war eine Periode von großen Hoffnungen, vor allem für die
Norditaliener, denn für sie bedeutete die Befreiung ihres Landes das Ende der
Bombenangriffe, der deutschen Besatzung und des Faschismus. Somit hatten auch
die Ängste im Bombenhagel oder beim
Zusammenstoß mit Partisanen, den deutschen Truppen oder den Milizen der
Republik von Salò zu sterben, ein Ende. Die Männer waren von den Bergen in ihre
Häuser zurückgekommen und bald sollten auch alle Gefangenen zurückkehren. Die
Wiederherstellung der Normalität vermittelte ein Gefühl der Hoffnung; der
Alltag schien seinen geregelten Ablauf wieder aufzunehmen, wenn auch alles
anders als zuvor war. Infrastruktur und Lebensmittelversorgung waren noch nicht
wieder hergestellt und der nationale Markt, sowohl im Norden als auch im Süden,
noch in einzelne lokale Märkte geteilt. Im Süden und in Zentralitalien endete
der Krieg bereits ein Jahr zuvor. Diese zeitliche Verschiebung hatte
politische, wirtschaftliche und soziale Konsequenzen.[1]
Im Süden ließ die Inflation die Preise stärker ansteigen als im Norden. Im Mai
1944 kostete Brot in Rom siebenmal so viel wie in Mailand, die Pasta neun mal
soviel, Fleisch und Öl nur eineinhalb Mal soviel. Generell waren die
Lebensmittel im Süden um vier bis fünf Mal teurer als im Norden. Im Mai 1945
waren die Preise auch noch hoch, doch bereits niedriger als im Vorjahr. Die
Wiedervereinigung des nationalen Marktes provozierte gleich nach der Befreiung
des Landes einen Anstieg der Importe im Norden und einen Wiederanstieg der
Inflation im Süden und in Zentralitalien.
Aber auch auf
politischer Ebene gestaltete sich die Situation nicht einfach, der Spalt
zwischen Norden und Süden war zu schließen. Als man im Norden noch gegen die
Nazis kämpfte, führte die Bevölkerung im Süden einen Kampf um das tägliche
Leben. Vor allem im Süden verbreitete sich, bei denen, die an der Front
kämpften, aber auch bei den anderen, die zu Hause bleiben konnten, bereits vor
dem tatsächlichen Ende des Krieges ein Gefühl der Enttäuschung, da der Eindruck
entstanden war, unnötige Opfer erbracht zu haben.
Im Norden
hingegen provozierte der Sieg der Partisanen ein Klima der großen politischen
Hoffnungen. Im Süden wurden diese Hoffnungen von den Aktivitäten der
antifaschistischen Parteien genährt, die jedoch viel weniger wirksam waren als
jene, die im Norden am Befreiungskampf teilgenommen hatten. Im Jahr 1945
entfachten alte Ängste der klein- und mittelständischen Unternehmen und der
städtischen und ländlichen Mittelschicht vor der Gefahr des Kommunismus. Diese
Ängste und Hoffnungen generierten politische Verhaltensweisen, die im
Antikommunismus ihren Ausdruck fanden. Die Angst war ein weitverbreitetes
Gefühl der Oberschicht und derjenigen, die in irgendeiner Weise ihre Position
bedroht sahen. Wut hingegen kennzeichnete die sozial niedrigeren Schichten. In
der kollektiven Vorstellung standen sich zwei Welten gegenüber: die Welt der
Reichen und die der Armen.
Mit der
Rückeroberung der Freiheit, dem Aufkommen eines Parteisystems, das sehr
verschieden im Vergleich zu jenem des präfaschistischen Italiens war, und der
Geburt der Republik, vollzog sich in Italien eine politische Transformation,
die durchaus als revolutionär bezeichnet werden kann.[2]
In dieser Periode
wurden auch die ehemaligen Internierten, wie alle Kriegsheimkehrer, vom Wirbel
der Ereignisse mitgerissen, welche die italienische Nachkriegszeit und das
darauffolgende Wirtschaftswunder charakterisierten. Die wahrscheinlich
bedeutendste Erfahrung war bestimmt die Installation der Demokratie samt
dazugehörigen Einrichtungen wie freie Presse, öffentliche Meinung und freies
Wahlrecht. Dinge, an die die Italiener unter dem faschistischen Regime nicht
gewohnt waren. Es stellt sich nun die Frage, wie, angesichts der neuen Formen
der politischen Beteiligung (der freie Kampf der Parteien, die freie Presse,
das institutionale Referendum) sich die ehemaligen Internierten nach ihrer
Rückkehr verhalten würden. Diese Frage scheint
berechtigt zu sein, da sie durch ihr „Nein“ zu Mussolinis Republik
indirekt einen großen Beitrag zur Konstitution der neuen Demokratie geleistet
hatten.
Wie bereits
erwähnt wurde, war ihre kollektive Identität besonders schwach ausgeprägt,
unter anderen bedingt durch die fehlenden staatlichen Anreize zur Stärkung
ihres Kollektivbewusstseins. Zusätzlich war ihre Rückkehr charakterisiert durch
die traditionellen Beziehungsnetzwerke, nicht durch staatliche Assistenz.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Ex-Internierten immer weniger
Kriegsheimkehrer waren, und immer mehr zu Italienern unter Italienern wurden.
Deshalb nahmen sie auch kein spezielles oder charakteristisches Verhalten an,
wie es nach dem Ersten Weltkrieg der Fall war. Die Obsession von 1918 - 1922
war sehr schnell unter den Ängsten der neuen antifaschistischen, demokratischen
Führungsschicht verschwunden.[3]
Die Teilnahme am politischen Leben muss als
eine weitere Dimension der Wiedereingliederung gesehen werden, so Bertacchi.
Für die Kriegsheimkehrer wurde die politische Wiedereingliederung zu einem Weg
mit vielen Hindernissen. Nachdem sie in die Heimat zurückgekehrt waren, zeigten
sie starke Ablehnung gegen politische Anteilnahme. Laut Bertacchi war dieses
Verhalten Antwort auf die Gleichgültigkeit und Feindseligkeit bei der Aufnahme
unmittelbar nach ihrer Rückkehr. Es bestand ein starkes Misstrauen gegenüber
den sich organisierenden oder bereits organisierten Parteien. Diese Ablehnung
wurde mit Stolz vertreten, oft auch von denen, die vor dem Krieg eine stark
antifaschistische Haltung zeigten.[4]
„Die
Enttäuschung kam unmittelbar, denn ein Monat nachdem ich nach Hause gekommen
bin, haben sie mich zum Distrikt gerufen, weil sie mir eine gewisse
Entschädigung geben mussten. Sie mir 1 500 Lire hingeschmissen, und ich hab sie
ihnen wieder zurückgeworfen. Ich bin ein wenig eigen, auf meine Weise eben,
auch was die Politik betrifft. Sie kamen um mich in ihre Liste einzutragen, die
Kommunisten, die Christdemokraten, die Sozialisten, aber ich sagte immer nein zu allen.“[5]
„Dann die
Freiheit selbst, die Wiedereroberung der Freiheit war eine der größten Sachen,
die einem Menschen passieren können. [...] In den politischen Parteien gab es
nie Kandidaten, die ausdrücklich in direkter oder indirekter Weise Bezug auf
das Ereignis der Kriegsgefangenen genommen hätten. Es gab andere Ereignisse, es
gab die Geschichte der Resistenza, es gab viele Sachen zu der Zeit, die
wahrscheinlich viel ansehnlicher waren, und meiner Meinung nach ist unsere
Angelegenheit der Kriegsgefangenen ein wenig in die zweite Ebene gekommen. Ohne
jetzt jemandem die Schuld zu geben, aber offensichtlich, ich habe nicht viel
gemerkt, dass sich jemand für uns interessiert hätte.“ [6]
Desinteresse und ablehnendes Verhalten gegenüber der Politik war
unter den Ex-Internierten weit verbreitet. Die mündlichen Quellen bestätigen
das sehr gut, nur wenige unter ihnen beziehen tatsächlich Position. Labanca
meint, dass diese Tendenz nicht nur gut zu dokumentieren sei. Angesichts der
Isolierung und der Abwesenheit des Landes in den zwei kritischen Jahren von
1943 bis 1945 sei sie auch ganz normal. Wie alle anderen Kriegsgefangenen,
hatten auch die ehemaligen Internierten ihr Land im Krieg und unter
faschistischer Herrschaft zurückgelassen. Bei ihrer Rückkehr fanden sie es in Frieden und demokratisch wieder.
„Ich bin immer sehr reserviert
geblieben, zurückgezogen, ich habe kein politisches Milieu besucht, ich bin zu
Hause bei meiner Familie geblieben, das war die wichtigste Sache, ich habe
weder Vorteile, Verdienste noch Anerkennung für die Tatsache gesucht, dass ich
Gefangener war, ich habe nicht einmal um Frühpension angesucht“.[7]
Der Ratspräsident nach Parri (1945), De Gasperi, kommentierte die
Probleme Italiens in der Nachkriegszeit Bezug nehmend auf das Phänomen des
Fernbleibens der Masse der ehemaligen Kriegsgefangenen vom Parteileben
folgendermaßen: Der Großteil der Jugend hatte ausschließlich faschistische
Bildung erhalten, und die Tragödie des Landes nicht miterlebt, also brauchten
diese jungen Bürger eine angemessene Zeit, um sich neu orientieren zu können.[8]
Diese Formen der Desorientierung und der Ablehnung dürfen weder
verabsolutiert noch übertrieben werden, so Labanca. Wie bereits erwähnt, wurde
von allen nach der schlimmen Erfahrung in den Lagern die Demokratie als ein
Wert an sich geschätzt. Die Erinnerung an die Möglichkeit seine eigenen
Gedanken frei ausdrücken zu können wurde von allen als eine Art Eroberung
anerkannt, auch von jenen, die später konservative oder sogar skeptische
Orientierungen im Hinblick auf eine Konsolidierung der neuen Demokratie
annahmen. Des weiteren kommt Labanca zum Schluss, dass beim Referendum die
ehemaligen Offizieren häufiger für die Monarchie stimmten, als die Ex-Soldaten.
Einige der ehemaligen Internierten bestätigten, dass für sie die
Diskussionen in den Lagern eine Art politische Schulung war, auch für jene, die
im Nachhinein die Ideologien ablehnten.
Labanca meint, dass die Kriegsheimkehrer politisch nicht ungebildet
waren, auch wenn sie nicht sehr gut über die Programme der verschiedenen politischen
Parteien informiert gewesen waren.[9]
Wie aus den Zeugenaussagen hervorgeht war die Überzeugung von der Demokratie
bei den ersten Wahlen noch etwas schwach. Ideologien, lokale
Politikersympathien oder traditionelle Autoritäten hatten unmittelbar nach dem
Krieg noch großen Einfluss. Doch als der Prozess der Politisierung stärker als
diese Widerstände wurde, stellte sich ein eigenständiges politisches
Bewusstsein wieder ein und hinderte auch die ehemaligen Internierten nicht
daran, sich politisch für die neue Demokratie zu engagieren. Labanca behauptet
sogar, dass bei vielen eine antimonarchische Einstellung heranreifte. Für
diesen politischen Reifenprozess der ehemaligen Internierten macht Labanca
wieder ihre anfangs schwaches kollektive Identitätsbewusstsein verantwortlich.[10]
10.
Die Arbeit als einer der wichtigsten
Faktoren zur
Reintegration
Die
Beschäftigung stellt einen fundamentalen Teil der Wiedereingliederung in das
normale Leben dar, doch die Konditionen, die die Heimkehrer vorfanden, waren
alles anders als viel versprechend. Die Industrieanlagen waren großteils von
Bomben angeschlagen oder gar geschlossen. Schwierigkeiten der
Rohstofflieferungen und Transporte verhinderten eine rasche wirtschaftliche
Erholung und somit ein Anwachsen von Arbeitsplätze.
Für
die Heimkehrer war die Arbeit die Grundvoraussetzung für eine Rückkehr in ein
geregeltes soziales Leben. Nur Arbeit ermöglichte es, für die dringendsten
Notwendigkeiten des alltäglichen Lebens aufkommen zu können. Sie bedeutete aber
auch die Zurückgewinnung der sozialen Legitimität. Diese Rückeroberung des
früheren sozialen Status verlangte aber, dass Qualität und Stabilität der
Arbeit mit den Vorstellungen und den Qualifikationen übereinstimmen und nicht
zu sehr von der Position abweichen, die vor dem Krieg und der Gefangenschaft
eingenommen wurde. Dies war vor allem für die ehemaligen Militärinternierten
besonderes wichtig, so Giuliana Bertacchi. Denn nach der vorübergegangenen
hierarchischen Erschütterung bedingt
durch die Art der Zwangsarbeit, die vom Hunger und den Überlebensstrategien
diktiert wurde, war die Rückgewinnung der sozialen Stabilität
Grundvoraussetzung für eine Wiedereingliederung. Leider verlief dieser Prozess
für die italienischen Militärinternierten anders: Das Gefühl der
Ausgeschlossenheit wurde besonders stark von den Heimkehrern verspürt, die
„ihren“ ehemaligen Arbeitsplatz nicht wieder fanden. Es schien als hätte eine
doppelte Zäsur, die des Krieges und die der Gefangenschaft, das Recht, ihren
eigenen Platz in der Zivilgesellschaft wieder einzunehmen, ausgelöscht.[11] Die Aussagen der ehemaligen Internierten zu diesem schwierigen
Abschnitt ihrer Geschichte der Heimkehr lassen die Wichtigkeit der Funktion die
Arbeit bei der Wiedereingliederung erkennen:
„Vor dem Militärdienst und der Gefangenschaft
arbeitete ich im Maschinenbau bei Italcementi von Alzano Sopra, dann bin ich
weggegangen und sie haben mich entlassen, notgedrungen. Als wir zurückgekommen
sind, sagten sie uns, wir kriegen unseren Arbeitsplatz wieder [...]. Nach
sieben oder acht Tagen bin ich hinauf (in die Fabrik) uns sie haben mich auf
die Integrationskassa gesetzt (entspricht etwa einem minimalen
Arbeitslosengeld). Ich und meine Mama, ich erinnere mich, wir waren ohne einer
Lire in der Tasche...“[12]
„Dann bin ich ins Dorf zurückgekehrt und habe keine
Arbeit mehr gefunden. Zuerst arbeitete ich im Bergbau, aber dann gab es auch
hier keinen freien Platz mehr, ich arbeitete ein bisschen da und dort, einen
Tag hier, einen Tag wo anders...und dann ich 1946 nach Mailand, um bei Breda zu
arbeiten.“[13]
„Danach war ich zwei Jahre arbeitslos: Mein Beruf war
die Gießerei, ich habe ein Jahr gewartet, dann zwei......und dann erst habe ich
wieder meinen Beruf ausüben können.[14]
Die
Interviews bestätigen, dass der Wiedereinstieg bzw. Neueinstieg für die
Heimkehrer generell sehr schwierig war. Ein kollektiver Protest der Heimkehrer
war jedoch nur sehr schwach zu spüren, wenn, dann blieb es in den meisten
Fällen bei Drohungen. Wut und Zorn
beherrschten die Erinnerungen. Das Gefühl der Impotenz und der Enttäuschung
gegenüber der Mauer des Misstrauens und der Ablehnung machten die erste Zeit ihrer Rückkehr zur
Qual:
„Dann habe ich Arbeit gesucht. Ich bin hinunter zur
Firma Scaglia, ich bin hin um nach Arbeit zu Fragen, doch es hat nicht
geklappt, denn ich habe dieses Fräulein angetroffen, diese Jungfer, die
Direktorin... . „Habt ihr irgendeine Arbeit für mich - sagte ich - ich komme
aus der Gefangenschaft...!“ „Von wem sind Sie? Wo kommen Sie her?“ etc. „Aber
schauen Sie, Fräulein, ich bin nicht hergekommen um...“ [...] Nachdem was ich
alles durchgemacht habe...man kann nicht mehr so freundlich, so liebenswürdig
sein, man kann nicht mehr so klar sich ausdrücken, nach der Gefangenschaft,
nach fünf Jahren der...“Sie sind nichts für mich, hat sie mir gesagt. Ich bin
aufgestanden und gegangen.“[15]
Oft
waren die Heimkehrer dazu gezwungen sich mit Gelegenheitsarbeiten den
Lebensunterhalt zu sichern. Die Unterstützung von Seiten der Gewerkschaft war
in vielen Fällen wenig hilfreich. Das Warten auf einen freien Posten in der
Fabrik, in der sie sich auf Wartelisten hatten setzen lassen, war oft
vergebens. Die Heimkehrer waren aber durch die Warteliste gezwungen einen
Posten in dieser Firma anzunehmen. Aus diesem Grund verweigerte die Gewerkschaft
die Zustimmung zur Annahme eines anderen Angebotes. Ein ehemaliger Internierte
schilderte seine damalige Situation folgendermaßen:
„Die Gewerkschaft – ob es die gab, ich weiß nicht –
Sie haben uns gerufen und haben mich für die Arbeit bei Magrini zugeteilt.
„Aber wann wird mich Magrini anrufen? Aber was, wenn mich Magrini erst in einem
Jahr ruft, was soll ich dann essen?“
Also habe ich mich auf die Suche gemacht und hab eine Arbeit beim
Lebensmittelhändler gefunden, die die Karten ausgaben, sie haben mir gesagt:
„Wir nehmen Sie auch sofort auf, jedoch müssen Sie vorher zu den
Gewerkschaftern gehen.“ Ich ging also zu den Gewerkschaftern: „Nein, das können
Sie nicht annehmen, denn Sie sind bei Magrini auf der Liste.“ „Und das nach
allem was wir in der Gefangenschaft durchgemacht haben, so behandelt ihr uns?“
„Es tut mir leid, aber Sie müssen auf Magrini warten!“ Darauf warte ich bis
jetzt noch.....[...] Nachdem ich zurückgekehrt bin, hab ich ein bisschen
Wanderkino mit meinem Neffen gemacht.“[16]
Nach
Beendigung des Krieges war es angesichts der schlechten Wirtschaftslage in
Italien schwierig Arbeit zu finden. Der Umstand, Militärinternierter gewesen zu
sein, brachte trotz dieser schlechten Ausgangsposition noch andere erhebliche
Nachteile mit sich. Die Militärinternierten waren unter den Letzten der
Heimkehrer, teilweise erreichten sie Italien viel später als ihre Kollegen, die
in die Gefangenschaft der Alliierten geraten waren. Zudem erfolgte die
Befreiung des Nordens in unterschiedlichem Tempo. Ein Internierter berichtete,
dass seine Heimatstadt Pistoia im August 1944 befreit wurde und er fast ein
Jahr später dort eintraf. In der Zwischenzeit begann man mit der Reorganisation
des Alltagsleben, die Leute hatten ihre Arbeit bereits wieder aufgenommen. Es
gab vieles, das wieder neu aufgebaut werden musste, ob nun in der Industrie
oder im Bereich des Transportwesens. Als nun ein Jahr danach die
Militärinternierten eintrafen, war diese Reorganisation in ihren Anfängen
abgeschlossen und somit die besten Arbeitsplätze schon vergeben. Ein
Internierter schildert dies folgendermaßen:
„Als ich zurückgekommen bin, war ich ein
wenig in der Krise, wie ich wiederhole, jene die vor mir befreit worden sind,
hatten sich schon eine Arbeit verschafft, ich habe mich nicht beschwert, ich
habe gewartet, ich habe gearbeitet, in irgendeiner Weise habe ich mich
arrangiert.“[17]
Oft
wurde dieser Nachteil aber nicht so negativ aufgenommen, einerseits konnten die
Militärinternieten ein wenig Zeit gewinnen, um sich von den Strapazen zu
erholen, und andererseits verhalf das von der Regierung eingeführte
Punktesystem zu einem Wettbewerbsvorteil bei Bewerbungen in Staatsbetreiben:
„Mein Vater war ein Halbpächter. Anfangs half
ich am Feld oder in der Baumschule, ich machte mich nützlich. Jedoch ab einem
gewissen Zeitpunkt habe ich mich wo anders beworben, so lange bis ich den
Wettbewerb bei der Eisenbahn gewonnen habe. Dort hatte mir der Umstand
Gefangener gewesen zu sein, einen Vorteil eingebracht. Wenn ich vorher
benachteiligt gewesen war, weil die, die bereits vor mir nach Hause gekommen
sind, schon viele freie Plätze besetzt hatten, jetzt hingegen, als ich
eingetreten bin, haben sie mir einige Vorteilspunkte anerkannt, um diesen
Wettbewerb zu gewinnen, im Gegensatz zu den anderen, die nicht in
Gefangenschaft waren: Es kann sein, dass sie mich bevorzugt haben, aber dann
nur in diesem Fall.“[18]
Es
gab natürlich auch Fälle, in denen die Heimkehrer sofort wieder ihre Arbeit
aufnehmen konnten. Jene, die unmittelbar Anstellung fanden, nahmen sie an, auch
wenn ihr Gesundheitszustand noch nicht stabil genug war. Vor allem handelte es
sich hier um Bauern und Kleinunternehmer. Für sie bedeutete die Rückkehr zur
Normalität die Rückkehr zur alltäglichen Schwerarbeit, an die sie von klein auf
gewöhnt waren, so Bertacchi. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf die
Tatsache, dass für viele die Wanderung bei der Rückkehr eine Art Umgehung
dieser Anstrengungen war, ein außergewöhnlicher Urlaub voll von Risiken und
Gefahren. Folgende Aussage eines Heimkehrers illustriert diesen Umstand
deutlich:
„Ich hatte keine Probleme mit der Arbeit,
denn ich war ein Bauer. Ich habe einfach mit dieser Arbeit weitergemacht,
weil....Italien war immer eine Misere. Heutzutage gibt es zuviel Überfluss, man
beschwert sich, dass es zuviel gibt: Vielleicht wäre es besser, wenn das ganze
ein wenig stehen bleiben könnte.“[19]
Entscheidend
für eine rasche Wiederaufnahme der Arbeit nach ihrer Rückkehr waren auch die
lokalen Umstände. Es bestand ein entscheidender Unterschied darin, ob sie in
die Stadt oder aufs Land zurückkehrten. Die Aussagen der Ersteren bestätigen in
den meisten Fällen lange Perioden der Arbeitslosigkeit oder
Gelegenheitsarbeiten. Die Stabilisierung
ihrer Situation erfolgte oft reichlich spät, manchmal erst nach Jahren ihrer
Rückkehr. Diejenigen, die aufs Land zurückkamen, sprechen von einer relativ
schnellen Reintegration ins Arbeitsleben. Auf jeden Fall konnten sich diese
jungen Männer in die Hierarchie der Pächterfamilien einfügen und den
landwirtschaftlichen Arbeiten nachgehen. Labanca sieht in den Unterschieden
zwischen Stadt und Land eine Zersplitterung der Lebenswege im Nachkriegszeit
und betrachtet diese als eine weitere Erklärung für die Schwierigkeiten der
ehemaligen Internierten eine kollektive Identität zu konstruieren.[20]
Viele
Heimkehrer, die sofort nach ihrer Rückkehr im Kreis der Familie ihre Arbeit
aufnehmen mussten, erinnern sich an schmerzliche Vorwürfe von Seiten der
Brüder, als sie noch unter den Folgen der Internierung litten, so Bertacchi. Sie
erkennt an vielen Beispielen, vor allem schriftlichen Aufzeichnungen, eine
Verherrlichung des Eifers, des Opfergeistes. Für viele Gefangene wurde diese
Ethik der Arbeit die Wurzel und Garantie des persönlichen oder familiären
Erfolges. Laut Bertacchi wird in dieser Perspektive die Erfahrung der
Gefangenschaft für ihre brutal formierende Rolle als positiv gesehen. „Für jede Generation wären mindestens sechs
Monate Konzentrationslager nötig, um daraus Männer zu machen, anstatt fast das
ganze Leben große Kinder zu bleiben.“[21] Diese Worte eines ehemaligen Internierten, der sein Tagebuch nach
Jahren zur Publikation frei gab, greift Bertacchi auf, um den prägenden
Charakter einer Gefangenschaft zu verdeutlichen.[22]
Auch
Massimo Coltrinari
erläutert in seinem Artikel „Der Beitrag der Kriegsgefangenen zur Wiedergeburt
Italiens (1946-1947)“ [Originaltitel: Il contributo die prigionieri di guerra
alla rinascità dell`Italia (1946-1947)] das Phänomen des pädagogischen
Charakters der Gefangenschaft. Als von Mai 1945 bis Februar 1947 fast alle
italienische Kriegsgefangene an ihr Land zurückgegeben wurden, hatte jeder
dieser Männer die Möglichkeit an den schwierigen und determinierenden
Entscheidungen dieser Jahre teilzunehmen, so Coltrinari. So konnten diese
Kriegsgefangenen auf Grund ihren gelebten Erfahrungen einen entscheidenden
Beitrag leisten. Er verweist hier auf die englische Kriegsgefangenschaft, die
sehr streng und hart, jedoch korrekt, war. Die Italiener hatten die
Möglichkeit, die Lebensweise der Engländer und ihre Art ihr Kolonialreich zu
regieren von der Nähe aus mitzuerleben. Laut Coltrinari war der Aufenthalt in
Kenia, Australien, Südafrika, Cylon und Teilen von Indien für eine
Gefangenschaft eine positive Erfahrung. Coltrinari sieht im Kontakt mit der
englischen Lebensweise einen günstigen Unterricht für die Italiener. Denn
gerade diese Kriegsgefangenen sind es seiner Meinung nach, die dann in Italien
diesen demokratischen Prinzipien nach okzidentalen Vorbild zustimmten.
Das
Gleiche gilt auch für die italienischen Kriegsgefangenen in amerikanischer
Hand. Die Amerikaner hatten vom Moment der Entwaffnung an ein pädagogisch
wertvolles Verhalten gegenüber den Italienern, aber auch gegenüber den
Deutschen und Japanern, gezeigt, so Coltrinari. Sie waren davon überzeugt, dass
diese Soldaten, die in einem faschistischen Klima erzogen worden waren, nach
demokratischen Prinzipien gelenkt werden sollten. Die Italiener sollten mit der
amerikanischen Lebensweise in Kontakt gebracht werden, um später bei ihrer
Rückkehr diesen Stil dem eigenen Land zu vermitteln. Die Amerikaner sahen die
italienischen Kriegsgefangenen als optimale Propagandamittel für die Vereinten
Staaten. Durch dieses Verhalten war die amerikanische Gefangenschaft eine
humane, annehmbare und im Vergleich zu den anderen die Beste. Die sowjetische
und französische Gefangenschaft war hingegen das Gegenteil. Die Folge davon war eine radikale
Aversion der heimgekehrten Soldaten gegenüber diesen Staaten, die, so
Coltrinari, noch heute - nach mehr als 50 Jahren - bei vielen latent vorhanden
sei.[23]
11.
Eine Analyse der Wiedereingliederung der
italienischen
Militärinternierten und Kriegsgefangenen in die Ökonomie des
Landes
Laut
Agostino Bistarelli muss im Bezug auf die quantitative Zusammensetzung der
Masse der Heimkehrer bei der Analyse der
Reintegration eine Unterteilung nach
zwei Gesichtspunkten vorgenommen werden. Die erste Teilung bezieht sich auf die
Altersverteilung, die zweite auf den Ort ihrer Gefangenschaft. Bistarelli verweist
vor allem auf das generative Problem, das sich bei der Wiedereingliederung als
fundamentaler Knotenpunkt herauskristallisiert. Das Alter der Heimkehrer ist
sowohl eng an das Netz der sozialökonomischen Beziehungen gebunden, das sich in
der Nachkriegszeit erstreckt, als auch an das Thema „Ausschluss oder
Integration“. Des weiteren muss aber auch noch ein anderer Aspekt betrachtet
werden: Die Anwesenheit der älteren Rekrutenjahrgänge (jene vor 1910) stellt
eine wichtige Verbindung zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg dar und kann
somit, so Bistarelli, als Konstante der italienischen Gesellschaft betrachtet
werden, die vor allem die Erinnerung an den „Combattentismo“[24] transportiert.[25]
Wichtig
bei der Analyse der Wiedereingliedung ist auch der Faktor der verschiedenen
territorialen Einsätze der italienischen
Soldaten. Die Dichotomie zwischen den kämpfenden Truppen im Ausland und
den Einheiten auf nationalem Gebiet ist ein wichtiger Anhaltspunkt, um
einerseits die Ereignisse nach dem 8. September zu verstehen und andererseits,
um die Beziehung zwischen den Kriegserlebnissen und die Rückkehr ins zivile
Leben zu analysieren.
Die Politik der Wiedereingliederung und des
„Reducismo“
Der Reducismo als soziale Bewegung ist ein sehr
komplexes Phänomen, das die verschiedensten Formen der Kriegserfahrungen des
Zweiten Weltkrieges, besonders jene von Italien, widerspiegelt. Der „reduce“
ist der Heimkehrer. Der Begriff „reducismo“ beschreibt also das Phänomen der
Reintegration der Heimkehrer in die Zivilgesellschaft. In Italien hat dieser
Begriff eine besondere Bedeutung, muss aber eher mit negativer Konotation
verstanden werden. Diese Tatsache lässt sich auf die schwierige Konstellation
der italienischen Bedingungen im Bereich der Politik und Ökonomie zurückführen.
Die Dynamik der politischen Parteien kommt in dieser Periode besonders zum
Ausdruck. Sie ist die Ursache für die schwierige Situation, die die ehemaligen
Kriegsgefangenen und Militärinternierten bei ihrer Rückkehr ins Vaterland
vorfanden.
Der Reducismo ist ein soziales Phänomen, das
wirtschaftliche und moralische Aspekte vereint und in dem verschiedene Figuren
aufeinandertreffen, so Bistarelli. Die Rede ist hier von Soldaten, die zu
Gefangenen wurden oder zu den Partisanen überliefen, in Folge vielleicht
verletzt wurden und im schlimmsten Fall später mit einer Behinderung leben
mussten. Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass es viele Stadien gab, mit
denen ein Kriegsteilnehmer konfrontiert werden konnte. Der Heimkehrer wird
damit zur Schlüsselfigur der Nachkriegszeit und muss im Kontext einer
Bevölkerungsbewegung gesehen werden, die im Zweiten Weltkrieg, aber auch in der
Nachkriegszeit, stattfand. Die Heimkehr der Kriegsgefangenen und
Militärinternierten hatte einen starken Einfluss auf das Klima der Städte und
Dörfer. In den Städten des Südens sah man die Rückkehr dieser Massen als eine
Bedrohung, als eine gefährliche Gruppe, die nicht stillschwieg, sondern der
Bevölkerung die Last ihrer Benachteiligung vor Augen führte. In Italien ist
dies ein Phänomen, das Millionen von Personen betraf und deshalb auch eine
besondere Aufmerksamkeit verdient. Eine Analyse der politischen Umstände dieser
Periode dient dem Verständnis der Formierung der neuen italienischen
Führungsschicht. Bei den Beschreibungen dieses Prozesses darf jedoch nicht die
ethische Komponente vergessen werden. Es handelte sich hierbei um die Abwendung
vom Faschismus, von einer Kultur und den Werten ganzer Generationen.[26]
Das quantitativ hohe Ausmaß der
Kriegsheimkehrer nach Ende des Zweiten Weltkrieges erklärt im Fall Italien,
warum man nicht auf ihre Aufarbeitung verzichten darf. Vor allem das Ereignis
der Militärinternierung betraf mehr als die Hälfte der italienischen Gefangenen
und wird dadurch aus zu einem maßgeblichen Phänomen des Zweiten Weltkrieges.
Fast ein Viertel der Italiener war von dieser Bevölkerungsbewegung betroffen.
Vergleicht man das Ausmaß des Schicksals, das den Italienern im Zweiten
Weltkrieg widerfuhr mit dem des Ersten, so muss zugegeben werden, dass dies um
ein Vielfaches schlimmer war. Das Problem der Kriegsgefangenschaft war für die
italienische Gesellschaft, den italienischen Staat und vor allem für die neue
demokratische Regierung eine schwere Herausforderung.
Die Regierungen der Nachkriegszeit entwickelten
eine besondere Haltung gegenüber der Rückkehr der Gefangenen und ihrer
Wiedereingliederung in das Produktionsnetz der italienischen Gesellschaft nach
1945. Um die Politik zu verstehen, ist es notwendig auf die Periode der
„Ossessione“ (Obsession) der Jahre 1918-1922 zu verweisen, die in der ersten
Nachkriegszeit in der demokratischen Führungsschicht verbreitet war.[27]
Laut Claudio Pavone war die Haltung der antifaschistischen Politikerklasse
gegenüber den Heimkehrern des Zweiten Weltkrieges weitgehend von der Beziehung
zwischen den Heimkehrern des Ersten Weltkrieges und dem Faschismus
konditioniert.[28]
Die Exponenten der alten liberalen
Führungsschicht und die frühen antifaschistischen Elemente, die sich in den
letzten Jahren des Regime oder während des Krieges formierten, wollten in jedem
Fall vermeiden, dass sich derselbe Fehler der Nachkriegszeit des Ersten
Weltkrieges wiederholte. Damals war es der Combattentismo (Kämpferismus), der
die Ex-Kriegsgefangenen in die Hände der Faschisten führte, so Sandro Rinauro.
Auf Grund dieser Erfahrung lehnte die antifaschistische Führungsschicht, aber
auch die Allgemeinheit, eine besondere politische, soziale und kulturelle
Anerkennung der Heimkehrer ab. Labanca spricht sogar von einem tiefen
Misstrauen, das den Heimkehrern von Seiten der Resistenza entgegengebracht
wurde. Die Politiker der Resistenza zitterten geradezu vor dem politischen
Gepäck, das die Heimkehrer von ihren Gefängnissen hätten mitbringen können. Es
handelte sich dabei um Werte wie Nationalismus, Combattentismo und die Angst
vor einer Selbstüberschätzung der Heimkehrer. Tatsache war, dass die politische
Einbeziehung des Problems der Heimkehrer die italienischen Führungskräfte zu
zwei sich widersprechenden Lösungen veranlasste. Einerseits waren sie sich dem
Groll der Kriegsgefangenen gegenüber den neuen demokratischen Parteien, von
denen sie sich im Stich gelassen fühlten, bewusst und versuchten die Alliierten
von einem raschen Heimtransport zu überzeugen. Andererseits versuchten sie
jedoch die Rückkehr der Masse der Kriegsgefangenen zu verzögern, da das
politische Programm des Wiederaufbaues Italiens eine Senkung der
Arbeitslosigkeit durch Emigration der Betroffenen vorsah. Diese Vorgangsweise verlangte
Fingerspitzengefühl, um den Konsens zwischen den Kriegsheimkehrern und ihren
Angehörigen und den politischen Institutionen nicht zu gefährden. Die Lösung
für das Problem der sozialen und politischen Reintegration der Heimkehrer lag in der Emigration und wurde in den
Dokumenten der Partisanen über die Heimkehrerdebatte abgehandelt.
Der Aktzionist Livio Pivano versuchte damals zu
verdeutlichen, dass das Problem des italienischen „Combattentismo“ (dem sich
nach dem Ersten Weltkrieg das faschistische Regime annahm) immer ein Phänomen
der Arbeitslosigkeit gewesen sei, und dass, von ökonomischer Seite betrachtet,
die Aufnahme der Kriegsheimkehrer in ein Emigrationsland wie Italien, eher als
ein internationales als nationales Problem zu sehen sei. Laut Pivano folgt
daraus, dass die fehlende Lösung größtenteils den Staaten zuzuschreiben ist,
die dem Strom der italienischen Emigranten die Einreise verweigerten. Außerdem
beschuldigte er den Faschismus, eine Forcierung der Emigration nach dem Ersten
Weltkrieg unterlassen zu haben, um die Basis des Regimes sicher zu stellen. Pivano
sieht das Hauptproblem der Heimkehrer des Ersten Weltkrieges in der sozialen
und politischen Benachteiligung, doch nach dem Zweiten Weltkrieg eher in der
sozialen und wirtschaftlichen Benachteiligung was seiner Meinung nach viel
einfacher zu lösen gewesen wäre.[29]
Mit der Befreiung Italiens wurde der Grundstein
für eine neue demokratische Zivilisation gelegt, in die sich auch die
Kriegsheimkehrer einfügen sollten. Die Politiker erkannten erst als es um ihre
Wiedereingliederung ging, dass es ein Fehler war, sie während ihrer
Gefangenschaft nie über die nationale Politik zu informieren. Italien
präsentierte sich bei ihrer Rückkehr als ein Land des Chaos. Die führenden
italienischen Politiker (Regierung De Gaspari) befürchteten deshalb nicht nur
Interessenkollisionen von Seite der Rechten, sondern auch kommunistische
Sympathien der Heimkehrer. Die Kriegsgefangenen hatten sich noch während ihrer
Gefangenschaft an die italienischen Behörden gewandt und ermöglichten so den
Politikern eine Reflexion über die „rote Gefahr“[30],
die ein Teil der Heimkehrer für sie verkörperte.
Labanca sieht die ausschlaggebende Motivation
für die liberale Politik gegenüber den Heimkehrern in den Befürchtung einer
Wiederholung der „Ossessione“ der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Für die
Verantwortlichen war nicht klar für welche Politik sie sich entscheiden
sollten. Sie wollten keinen Freiraum lassen, der möglicherweise wieder ähnliche Bewegungen der ersten Nachkriegszeit
provozierte. So entschied man sich zu einer quasi „Nicht-Aktivierung“ des
Staates in dieser Angelegenheit. Man wollte diese Aufgabe an andere
Institutionen delegieren, je nach Ideologie sollte dies die Zivilgesellschaft,
der Markt oder die Familie selbst sein. Dieser Versuch einer liberalen Politik
gegenüber den Kriegsheimkehrern sah einen „minimalen“ Staat vor, der die Lösung
dieses nationalen Problems den Mechanismen der Zivilgesellschaft überlassen
sollte. Die Art von Unterstützung, die den Heimkehrern gewährt wurde, spiegelte
bereits einige strukturelle Charakteristiken des Sozialstaates wider, der sich
später in Italien formen sollte. Kennzeichnend dafür war die Ausweitung der
privaten Unterstützungshilfe für die Heimkehrer (hier vor allem die
Interventionen der katholischen Kirche) gegenüber der öffentlichen oder
staatlichen Hilfsmassnahmen. Labanca geht davon aus, dass die Gefangenen
bereits im Moment ihrer Freilassung intuitierten, wie schwach sich der Staat
ihnen gegenüber zeigen würde. Die Erklärung für den fehlenden Einsatz zu einer
schnellen Heimkehr lag darin, dass der Status Italiens an Seite der Alliierten
Mächte sehr schwach war und die mangelnde Ausrüstung an Transportmittel ihre
Rückkehr verzögerte. Das erklärte auch, warum die Alliierten zuerst ihren
Männern die Heimreise ermöglichten und erst danach die derjenigen eines
ehemaligen faschistischen Staates, so Labanca. Im Juli 1945 waren bereits 80
Prozent der französischen Kriegsgefangenen befreit worden, während zur gleichen
Zeit vielleicht nur ein Drittel der Italiener in ihre Heimat zurückgekehrt war.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der italienischen
Politik der Nachkriegszeit betrifft die Tatsache, dass es für die Anliegen der
Heimkehrer keine anerkannten politischen Referenten gab. Im Gegensatz zur
Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges nahm sich diesmal keine Partei der
Ex-Soldaten an. In Frankreich entwickelte sich zum Beispiel unter
DeGaulle ein starker institutioneller Organismus, der sich um die ehemaligen
Kriegsgefangenen kümmerte. Das gab den Heimkehrern auch die Möglichkeit zu
einem freien politischen Kampf, der in Frankreich klar deklariert von der
kommunistischen Partei getragen wurde. In Italien hingegen fanden die Kritiken
an der zu liberalen Politik und die Manifestationen von Seiten der Heimkehrer
kein ernstes politisches Ufer und scheinbar floss diese Haltung vom Politischen
schließlich auch in die Familie und ins Individuelle zurück.
Eine derartig liberale Politik, die sich bei
der Lösung eines schwerwiegenden nationalen Problems auf die Mechanismen der
Zivilgesellschaft stützte, hat dazu geführt, dass die Traumata und die sozialen
Kosten um ein Vielfaches höher waren. Durch das Programm des Wiederaufbaues
wurde das Elend der Heimkehrer noch verstärkt. Sie kämpften für ein Vaterland,
dass sie im Endeffekt gar nicht wollte.[31]
Die Kriegsgefangenen und die Massenemigration als
Wirtschaftspolitik des
Wiederaufbaues von 1944 - 1948
Das Phänomen der Massenarbeitslosigkeit war
auch im 20. Jahrhundert eine der schwersten politischen Herausforderungen mit
denen die Politiker vieler Länder zu kämpfen hatten, um den Konsens in der
Bevölkerung zu gewährleisten und um das Überleben der Institutionen zu sichern.
Ganz besonders im demokratischen Nachkriegsitalien war dieses wirtschaftliche
und soziale Problem ein fundamentales Anliegen zur Aufrechterhaltung der
sozialen Ordnung. Vor allem in den Monaten der Resistenza und in den Jahren des
Wiederaufbaues war das politische Problem der Kontrolle der Arbeitslosigkeit
ein besonders delikates und dringliches, denn die Ursache dafür waren zwei neuartige
materielle und politische Phänomene. Einerseits musste in materieller Hinsicht
nach Beendigung des Krieges mit der Umstellung von der Kriegswirtschaft auf
Friedenswirtschaft begonnen werden. Besonderen Wert legte Italien, so Rinauro,
auf die Wiederherstellung der nationalen wirtschaftlichen Strukturen durch eine
reziproke Integration auf internationaler Ebene. Im Fall Italien konnte die
Eingliederung der nationalen Wirtschaft am internationalen Markt nur durch eine
profunde organisatorische und technische Umstrukturierung der eigenen
Wirtschaft geschehen. Das wiederum konnte nur durch eine hohe Kündigungswelle realisiert werden. Andererseits, auf politischer und institutioneller
Ebene, war gerade das Versprechen die Massenarbeitslosigkeit zu bekämpfen ein
wichtiger Faktor zur Aufrechterhaltung der demokratisch-repräsentativen
Institutionen. Das Schlagwort „full employment“ war auch in Italien zu einer
politischen Notwendigkeit geworden, und spielte eine entscheidende Rolle bei
der Konkretisierung der Vorstellungen der Resistenza, welche die Gründung
demokratischer Institutionen propagierte. Wie Rinauro deutlich macht, treffen
hier zwei sich widersprechende Notwendigkeiten aufeinander. Auf der einen Seite
wurde Massenkündigung zur wirtschaftlichen Notwendigkeit und hätte dem Land
eine Umstrukturierung nach internationalem Vorbild erlaubt, die auf langer
Sicht zu mehr Wohlstand führen sollte, und gleichzeitig eine politische und
soziale Konsolidierung bedeutet hätte. Auf der anderen Seite stand die Notwendigkeit
der Vollbeschäftigung, das demokratische Ideal der Resistenza und die
Voraussetzung zum Überleben der neuen Institutionen. Die Politiker und die
Männer der Resistenza erkannten den starken Widerspruch erst dann, als sie sich
mit dem enormen Problem der Wiedereingliederung der heimkehrenden
Kriegsgefangenen konfrontiert sahen, so Sandro Rinauro.[32]
Die Wiedereingliederung der Kriegsheimkehrer in
ein durch das Krieg verarmte Land wie Italien, brachte große soziale und
wirtschaftliche Schwierigkeiten mit sich. Die neue politische Führung sah sich
im Jahr 1945 mit einer sofortigen Wiederaufnahme von mehr als 1 400.000
Kriegsgefangenen, darunter Soldaten als auch Zivile, konfrontiert. Das waren
ungefähr 30 Prozent der aktiven männlichen Bevölkerung Italiens. Dieses
quantitativ hohe Ausmaß an potentiellen Arbeitsuchenden erklärt, warum ihre
Eingliederung ins Zivil- und Berufsleben es so schwierig machte eine Lösung zur
Senkung der hohen nationalen Arbeitslosigkeit zu finden. Die aktive Bevölkerung
Italiens, Männer und Frauen, machte zu diesem Zeitpunkt ungefähr 19 Millionen
aus, und die Heimkehrer, vor allem junge Soldaten, repräsentierten die wichtigste Gruppe der
potentiellen Arbeitskräfte.[33]
Agostino Bistarelli verweist dabei auf den Umstand, dass die Heimkehrer
hauptsächlich aus Arbeiterfamilien stammten und folglich ihre wirtschaftlichen
Probleme allein durch die Beseitigung der Arbeitslosigkeit zu lösen gewesen
wären.[34]
Die Resistenza im Norden und die Wiedereingliederung
der Kriegsgefangenen
Im Süden des Landes wurde das Problem der
Wiedereingliederung als ein politisches betrachtet. Im Norden hingegen, wo
Sozialstruktur schwer unter der deutschen Besatzung gelitten hatte, sah man
dieses Phänomen eher als ein wirtschaftliches Problem und stellte das
Politische hinten an.
Ein eindeutiger Beweis dafür sieht Rinauro in
einem unveröffentlichten „Plan zum nationalen Wiederaufbau“, der im Oktober
1944 von dem Ökonomen Libero Lenti ausgearbeitet wurde. Dieser Plan beschreibt
ausgehend von den wirtschaftlichen und politischen Umbrüchen der Zeit exakt die
einzelnen wirtschaftlichen Programme zur Restrukturierung der nationalen
Ökonomie. Von Interesse ist hier die Tatsache, dass Lenti zu diesem Zeitpunkt
der Resistenza angehörte und gleichzeitig im CLNAI (Komitee zur nationalen
Befreiung) einer der verantwortlichen Politiker im Bereich der sozialen und
politischen Ökonomie war. Die wirtschaftlichen Elemente seines Planes zum
nationalen Wiederaufbau nehmen in überraschender Weise die Koordinaten vorweg, welche später den
nationalen Wiederaufbau charakterisierten. Das Hauptziel Lentis war die
endgültige Aufgabe der wirtschaftlichen Autonomie des faschistischen Regimes
durch die Erreichung der vollen Konkurrenzfähigkeit des italienischen Produkts
am internationalen Markt. Laut Rinauro verlangte das auch die Einbeziehung
eines weiten angloamerikanischen Wirtschaftsraumes als Garantie für die
Erholung der italienischen Wirtschaft und als Erfolgsvoraussetzung des Planes
selbst. Zum Zwecke der Erreichung der internationalen Konkurrenzfähigkeit
schlug Lenti die Restrukturierung der Hilfsgüterindustrie auf Kosten der
Massenkonsumgüter vor, die streng rationiert für die Exportproduktion geopfert
werden hätten müssen. Der Plan von Lenti nahm deutlich die Linie des freien
Handels an, war aber gleichzeitig undurchlässig für wirtschaftliche Auswege wie
die Expansion des internen Gütermarktes, das gerade in diesen Monaten in ganz
Europa große Hoffnungen beim Erreichen der Vollbeschäftigung hervorrief.
Lentis Plan präsentierte ein exakt durchdachtes
organisches System von koordinierten Vorkehrungen. Durch die Vernachlässigung
eines Punktes, wäre die gesamte Strategie gefährdet gewesen. Der Angelpunkt des
Systems zur Erreichung der Konkurrenzfähigkeit des Nationalprodukts war die
Reduktion der Produktionskosten durch eine technische Umstrukturierung und die
Freisetzung der enorm überschüssigen Masse an Handwerkern, die sich durch die
beschränkten Produktions- und Handelsmöglichkeiten der italienischen Industrie
in den dramatischen Monaten nach Beendigung des Krieges angesammelt hatte. Die
von Lenti propagierte Theorie der Massenemigration wurde später von der
zukünftigen Regierung von DeGasperi in ähnlicher Weise übernommen und war eher
ein struktureller Ausweg als eine momentane Lösung. Rinauro sieht in Lentis
Theorie ein Instrument zur Entlastung des Produktionsapparates und zur
Realisierung von korrelativen finanzwirtschaftlichen Voraussetzungen. Um den
notwendigen internationalen Handel zur nationalen wirtschaftlichen Wiederbelebung
aktivieren zu können, musste die Konvertibilität der Valuten durch den
Wiederausgleich der öffentlichen und kommerziellen Bilanzen zwischen den
verschiedenen Staaten stabilisiert werden. Dieses Ziel konnte wieder nur durch
die Massenemigration erreicht werden, der nicht nur die Rolle zur
Ausbilanzierung des Handelsdefizit anvertraut wurde, sondern auch die zur
Lieferung der gewünschten Valuta, vor allem Dollar und Sterline zum Import der
zum Wiederaufbau und zur Exportproduktion benötigten Rohstoffen. Lenti empfahl auch in großem Ausmaß auf
internationale Kredite zurückzugreifen, und prognostizierte somit bereits die
ersten Hilfszahlungen von Seiten der UNRRA und den später folgenden Marschall
Plan.
Laut Rinauro war der Massenexodus die essentielle
Bedingung auf der das ganze System des Planes von Lenti basierte. Der
Emigration wurde eine enorme Verantwortung anvertraut, ohne die sich eine
Abwendung von der Autarkie, die Integration der italienischen Wirtschaft in die
Weltwirtschaft, der Plan und der Wiederaufbau des Landes nicht selbst hätten
realisieren können.[35]
Die diplomatischen Beziehungen Italiens waren
im Oktober 1944 jedoch noch ziemlich instabil. Durch die schlechten Konditionen
war es schwierig die Verhandlungen zur Vorbereitung der Massenemigration wie
sie von Lenti vorgeschlagen worden war, aufzunehmen. Außerdem waren die
Siegermächte bei Beendigung des Konflikts selbst mit der Demobilisierung ihrer
Heere und der Umstellung von Kriegs- auf Friedenswirtschaft beschäftigt.
Italien konnte erst im Mai 1946 mit Frankreich und Belgien die ersten
Verhandlungen zur Emigration von Kohlengrubenarbeiter beginnen. Der Plan Lenzis sah die Auswanderung von zwei
Millionen Männern für einen Zeitraum von 10 Jahren vor. Die Zahl überstieg
jedoch die tatsächliche Anzahl, in den Jahren nach dem Krieg war es ungefähr
500.000 Italienern möglich zu emigrieren.
Um diesen Massenexodus realisieren zu können, berief sich Lenti auf die
ungefähr 1.400.000 Gefangenen, die in allen Winkeln der Erde verstreut waren.
Er griff tatsächlich auf den Teil der italienischen Bevölkerung zurück, der
bestimmt mit Abstand am meisten in diesem Krieg gelitten hatte, ganz besonders
im Fall der Gefangenen in Deutschland, Frankreich und Russland. Diese
Gefangenen wurden zusätzlich auch noch dazu aufgerufen sich im Namen des
Wiederaufbaues ihres Landes zu opfern. Der von Rinauro zitierte Auszug aus dem
Schriftstück Lentis zeigt wie kühl dieser das Schicksal der Männer in seinen
Plan integrierte:
„..es wird nötig sein
die sofortige Rückkehr aller Gefangenen zu verhindern, es ist dies bestimmt
eine unpopuläre Politik, doch man muss den Mut dazu aufbringen sie zu
aktivieren. Man muss vor allem versuchen ihren Status der Gefangenen in den der
bezahlten Arbeiter zu transformieren. [...] Es wird bestimmt schwierig sein die
Heimkehr der sich zur Zeit in Deutschland befindlichen Gefangenen zu vermeiden,
doch die Arbeit im Ausland wird ein großes Ventil für unser
Arbeitspotential darstellen.“[36]
Rinauro führt sehr gut vor Augen, wie die moderate
und traditionelle Politik der Wirtschaftskommission der Partisanen und die des
CLNAI (Komitees zur nationalen Befreiung) in Bezug auf Beschäftigungspolitik ausgesehen hatte, und
verweist auf die große Ähnlichkeit mit Lentis Plan. Die Emigration wurde zum
Hauptinstrument der Politik des Wiederaufbaues des Landes.[37]
Das Ereignis der Wiedereingliederung der
italienischen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges war der Beginn des
Wiederauflebens der zweiten großen geschichtlichen Phase der Massenemigration.
Die Regierungen nach dem 8. September 1943 suchten nach einer radikalen Lösung,
die die materielle Belastung der Heimkehrer hätte erleichtern sollen, und die
es gleichzeitig ermöglichen sollte dem Problem des gesellschaftlichen
Dissenses, verursacht durch ihre Strategie des Wiederaufbaues, auszuweichen.
Der Umstand der wachsenden Demokratie trug entscheidend dazu bei, dass die
Institutionen das erste Mal einem Problem gegenüberstanden, das auf einer sehr
delikaten Ebene des öffentlichen Konsenses ausgetragen werden musste. Die
Emigration war folglich eine fundamentale und strukturbedingte Wahl der
politischen Ökonomie unter der neuen demokratischen Regierung, den Exponenten
des Antifaschismus und der Resistenza.[38]
Das die italienischen Behörden eine Blockierung
der Rückkehr der Kriegsgefangen und die Programmierung ihres Ausschlusses vom
nationalen Wirtschaftsleben planten blieb auch den Gefangenen in den Lagern
nicht verborgen. Die Kriegsgefangenen waren über das italienische Misstrauen
ihnen gegenüber von dem Moment an auf dem Laufenden, als der Plan mit
skrupelloser Reserviertheit in die Tat
umgesetzt wurde und nicht länger nur ein Wunsch der italienischen
Resistenza blieb. Italienische Militärkommissionen versuchten in den
Gefangenenlagern, die in allen Ecken der Welt verstreut waren, die Gefangenen
dazu zu überreden nicht in ihre Heimat zurückzukehren, sondern im Ausland als
immigrierte Arbeiter zu bleiben. Diplomatische Aktionen wurden eingeleitet, um
die Regierungen der alliierten Mächte anzuhalten den italienischen Gefangenen
die Freilassung und den Status der Immigranten zu gewähren. Das rechtfertigende
Argument gegenüber den Gefangenen war die prekäre wirtschaftliche Situation
Italiens. Man versuchte ihnen verständlich zu machen, dass es auch nur in ihrem
Interesse liegen kann im Ausland zu bleiben, wo bestimmt bessere Umstände als
im Heimatland vorzufinden wären.
Die praktische Durchführung zur Entmutigung der
Heimkehrer hatte bereits im Februar 1945 begonnen, also noch vor dem
tatsächlichen Ende des Krieges. So stark muss die Furcht der Politiker vor der
Rückkehr der Masse an Kriegsgefangenen gewesen sein, auch wenn die Alliierten
die Freilassung der internierten italienischen Soldaten noch Monate und Jahre
hinauszögern konnten. Der zuständige Kommissar des „Alto commissariato per i
prigionieri di guerra“ Gazzera versuchte sehr wohl durch diplomatisches
Taktgefühl die Freilassung seiner Landsmänner zu beschleunigen, doch ging es
bei den Verhandlungen lediglich um die
Freilassung und nicht auch um die Rückkehr. Die Gefangenen sollten wie freie
Arbeiter bezahlt und behandelt werden, und den Gesetzen des Landes unterstellt
werden[39].
Die Rolle der italienischen Kriegsgefangenen am
internationalen
Arbeitsmarkt
Der Fall Frankreich
Das Ereignis der italienischen Gefangenschaft
in der Hand der Franzosen repräsentiert eines der schmerzlichsten und
verhängnisvollsten Schicksale, das den italienischen Soldaten in den Jahren des
Krieges widerfahren ist. Die absurden normativen Konditionen unter denen dieses
Ereignis stattfand, wurden in einem vorhergehenden Kapitel bereits besprochen.
Die verlängerte Festhaltung der Italiener nach Abschluss des Waffenstillstandes
von Seiten der Alliierten bedeutete eine schwere Verletzung des internationalen
Rechts. Die Motive, die die Alliierten dazu bewegt hatten, lagen in der
dringenden Notwendigkeit von Arbeitskräften an den Kriegsfronten und auf
nationalem Gebiet. Der Wunsch der Italiener an Seiten der Alliierten gegen
Deutschland zu kämpfen, gab ihnen die Möglichkeit die italienischen
Kriegsgefangenen zur Zwangsarbeit heranzuziehen. Interessant zu sehen ist
dabei, dass die Kosten für diese Arbeitskräfte sehr gering waren. Die
italienischen Gefangenen gehörten noch dem italienischen Militär an, und aus diesem Grund war es
verpflichtet seinen Soldaten den Soldatensold zu bezahlen. Italien musste also
die Zwangsarbeit der eigenen jungen Soldaten finanzieren, wovon aber gänzlich
die ausländische Wirtschaft profitierte. Was Frankreich betrifft, war die
Ungerechtigkeit noch größer, da die Soldaten die eigentlich widerrechtlich
festgehalten wurden, nicht einmal von den Franzosen entwaffnet worden waren,
sondern von den Amerikanern und Briten an sie ausgeliefert wurden. Die
italienischen Soldaten wurden zum nationalen Wiederaufbau in Frankreich selbst
und in den nordafrikanischen Gebieten benützt. Die Skrupellosigkeit der
Franzosen bestätigte sich im Frühling 1945 als italienischen Gefangenen aus den
deutschen Lagern durch die Angloamerikaner befreit worden waren. In großem Ausmaß
wurden sie wieder an die Franzosen abgegeben, die sie erneut zur Zwangsarbeit
verpflichteten. Wie aus einigen
Aufzeichnungen des Zensurbüros hervorging, widerfuhr einem Teil der
italienischen Soldaten in Frankreich eine oft noch schlechter Behandlung als in
den deutschen Lagern.[40]
Die italienischen Diplomaten hielten die
Franzosen dazu an, den Status ihrer in Frankreich festgehaltenen Soldaten in
den der Zivilarbeiter zu ändern, denn mit diesem Akt wäre ihnen der Schutz der
Genfer Konvention zugute gekommen. Italien verfolgte jedoch auch das Ziel einer
Übereinkunft zur italienischen
Emigration nach Frankreich. Der französische Botschafter trieb so die
Freilassung der italienischen Gefangenen in Hinblick auf ihr Verbleiben als
Immigranten zum Wiederaufbau voran. Im August 1945 kam von Seiten der Franzosen
der Vorschlag zum Austausch der italienischen Gefangenen mit der gleichen
Anzahl von italienischen Immigranten. Die italienischen Behörden waren mit der
Bedingung keineswegs einverstanden. Am 30. September stimmte Frankreich endlich
der Freilassung eines Teiles der italienischen Gefangenen zu.
Im Februar 1946 wurde der Vertrag zur
Emigration der italienischen Kohlengrubenarbeiter mit Frankreich ausgehandelt.
Bald darauf folgte ein zweiter Vertrag zur Emigration anderer
Arbeiterkategorien. Im März 1947 kam es zum ersten generellen
Emigrationsabkommen zwischen den beiden Nationen. Vorgesehen waren bis zu
200.000 italienische Emigranten, dieses Unternehmen kam jedoch in diesem Ausmaß
nicht zustande. Die fehlenden
Unterkünfte und die langwierige Auswahl von emigrierenden qualifizierten
Arbeitern reduzierten letzten Endes die Anzahl auf 53.000 effektive Emigranten.
Gleichzeit waren jedoch die anderen vorgesehenen Emigrationsländer nicht in der
Lage die arbeitslosen Italiener aufzunehmen, und es bestand auch nicht die
Möglichkeit jene Arbeiter unterzubringen, um die sich die italienische Wirtschaft hätte
erleichtern sollen. Aus diesem Umstand heraus entstand das Phänomen der
illegalen Emigration, vor allem versus den lateinamerikanischen Ländern.
Mit Rücksicht auf diese Problematik sind auch
die Bemühungen der italienischen Regierung zu sehen, und machen die
Vorkehrungen zum Verbleiben der ehemaligen Kriegsgefangenen in Frankreich
verständlich. Die italienischen Militärkommandos verabschiedeten bereits am
französischen Konsulat (wie auch in den
anderen alliierten Ländern, die dem Verbleib der ehemaligen italienischen
Kriegsgefangenen zustimmten) an Ort und Stelle ihre Soldaten, um den Aufenthalt
als Immigranten zu erleichtern. Für diese Entlassungen gibt es, so Rinauro,
noch für das Jahr 1948 Zeugen. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass die
Wiedereingliederung der italienischen Gefangenen auf französischem Gebiet und
seinen Kolonien generell sehr langsam voranging. Das lag daran, dass Tausende
von ihnen zerstreut herumirrten und die Regulierung ihrer eigenen Position
gegenüber den französischen wie italienischen Behörden mieden. Die Gründe dafür
waren vielfältig, größtenteils war die Angst vor einer erzwungenen Rückkehr
oder einfach die Ignoranz der eigenen bereits erworbenen Rechte dafür
verantwortlich. Rinauro erwähnt in diesem Zusammenhang, dass nicht nur die
wirtschaftspolitische Strategie es ermöglichte, mit Leichtigkeit die
Aufenthalte der italienischen Bürger auszuhandeln. Es spielte auch die sich mit
den Monaten und Jahren verbesserte Haltung der Franzosen gegenüber den
Italienern eine große Rolle. [41]
Schlußwort
Die
Kriegsgefangenschaft sowie die Internierung der italienischen Soldaten und ihre
Rückkehr ist das letzte große Kapitel des Zweiten Weltkriegs, das der
gründlichen Aufarbeitung harrt. Diese Arbeit ist als ein weiterer Schritt zur
Aufarbeitung der Auswirkungen der Kriegsgefangenschaft und Internierung auf die
italienische Nachkriegsgesellschaft zu sehen. Wie sich zeigte, ist den im
Mittelpunkt dieser Studie stehenden italienischen Militärinternierten nicht nur
während ihrer Gefangenschaft große Ungerechtigkeit widerfahren, sondern auch
während und nach ihrer Rückkehr. Der große Moment der Heimkehr, der die ganze
Zeit hindurch ersehnt worden war und zur einzigen Quelle aller Hoffnungen
geworden war, entpuppte sich schließlich als Farce. Die Heimkehr wurde zu einer
traurigen Erfahrung, denn außerhalb und in vielen Fällen auch innerhalb der
Familie fand der Heimkehrer Gleichgültigkeit gegenüber seinem Schicksal. Er sah
sich damit konfrontiert, unschuldig zu einem Störfaktor in der Gesellschaft
geworden zu sein. Es schien, als würde sich der lange Winter der
Gefangenschaft, wie viele Heimkehrer ihre Internierung beschreiben, auch nach
ihrer Befreiung in den Widersprüchen der Gesellschaft fortsetzen. Es war eine
Gesellschaft, die von den schlimmen Dramen des Krieges gezeichnet war und auf
die Bedürfnisse des Heimkehrers nicht reagieren konnte, aber auch nicht wollte.
Die Gründe, die eine gerechte Aufnahme der Heimkehrer behinderten, resultierten
aus der Geschichte des Landes. Fehler, die nach dem ersten Weltkrieg begangen
worden waren, sollten um jeden Preis vermieden werden. Der Tatsache, dass die
Opfer dieser Strategie auch die Opfer des Zweiten Weltkrieges waren, wurde
wenig bis keine Beachtung geschenkt. Die Kriegsgefangenen des Zweiten
Weltkriegs fanden im Gegensatz zu jenen des Ersten, in der Nachkriegszeit keine
Anerkennung in der Öffentlichkeit, da sie dieses Mal durch ihre hohe Anzahl und
ihre Verschiedenheit die Ressourcen der Gesellschaft überstiegen. Vor allem die
führenden Politiker befürchteten, dass der Schwall an Heimkehrern die
politische Erholung des Landes verzögern könnte. Diese Annahme begründeten die
führenden Politiker dadurch, dass die ehemaligen Kriegsgefangenen während der
entscheidenden Periode der politischen Meinungsbildung des Landes abwesend
gewesen wären. Daraus entstand in gewissem Sinn eine Art Unverständnis, wenn
nicht sogar Konfliktsituation zwischen den Erfahrungen und Leiden der
ehemaligen Kriegsgefangenen und jenen der Partisanen. Die Erinnerungen des
Krieges begannen sich deshalb in einer bestimmten Weise zwischen Partisanen und
Heimkehrern zu differenzieren.
Es sollte generell
vermieden werden, dass eine bestimmte Partei zum Sprachrohr der
Kriegsheimkehrer würde. Diese anfangs so begrenzte politische Repräsentanz der
Heimkehrer führte dazu, dass sie Gehör und Aufnahme in den Vereinigungen für
ehemalige Kriegsgefangene und
Internierte suchten und auch fanden. Nur dort wurde es den Heimkehrern
ermöglicht, den personellen Bruch mit der Gesellschaft aufzuarbeiten. Diese
Vereinigungen übernahmen in weiterer Folge die verschiedensten Aufgaben. Sie
wurden zu einer Art „gewerkschaftlichen“ Organisationen, aber auch zum Vormund
der Rechte der ehemaligen Kriegsgefangenen. Hauptsächlich dienten sie aber als
Orte der Kommunikation, in denen die Mitglieder ihre Erfahrungen austauschen
konnten, die für die anderen unverständlich waren.
Als weiteren bedeutenden Faktor muss auch der Umstand gesehen werden,
dass das Land vor allem die Niederlage des faschistischen Regimes und die
Risswunde des Bürgerkrieges vergessen wollte. Ausschließlich den Heimkehrern
aus der sowjetischen Gefangenschaft wurde von Seiten der führenden Politiker
Aufmerksamkeit geschenkt, wie sich jedoch zeigte, nur aus
instrumentalisierenden und opportunistischen Gründen. Besonderes Augenmerk im
Hinblick auf die Behandlung der ehemaligen Kriegsgefangenen verdient die
Wirtschaftsstrategie, die von den führenden Politiker bereits im Jahre 1944 in Gang gesetzt wurde.
Es handelte sich dabei um eine Wahl, die von allen Parteien gebilligt wurde.
Einerseits stützte sich diese Strategie darauf, tausende Kriegsgefangene davon
zu überzeugen, in dem Land zu bleiben, das sie zuvor als Gefangene gehalten
hatte, da sie in ihrer Heimat zu einem Problem für die bereits angeschlagene
Wirtschaft geworden wären. Andererseits stützte sie sich auf die Aktionen der
Regierung, die von Anfang an die Umwandlung des Status der Kriegsgefangenen in
die Länge ziehen wollten und in Folge für sie zivile Konditionen zur
Verbesserung ihrer untragbaren Situation auszuhandeln versuchte. Ziel dieser
Strategie war die Vermeidung der Repatriierung der Kriegsgefangenen. Das führte
unvermeidlich zu einer ambivalenten Haltung der Politiker, denn diese
Wirtschaftsstrategie musste vor den Familien, die sehnlichst auf die Heimkehr
ihrer Männer warteten, verschwiegen werden.
Der Heimkehrer
wurde somit zur Schlüsselfigur der italienischen Nachkriegsgesellschaft,
welcher nicht nur eine schmerzhafte Erfahrung auf den Schultern lastete,
sondern die auch mit einer Realität konfrontiert war, die von Arbeitslosigkeit
und Armut geprägt war. Diese Betrachtungen sollen die schwierige Situation der
Heimkehrer verständlich machen. Trotz ihrer gesundheitlichen Beeinträchtigung
mussten sie zusätzlich noch die Last der Gleichgültigkeit ihrer Umgebung
ertragen. Besonders hart traf es die ehemaligen italienischen Militärinternierten
der deutschen Lager, die sich auf Grund des Unverständnisses ihnen gegenüber
Jahrzehntelang in Schweigen hüllten. Die Armut, die Arbeitslosigkeit, die
Illusion einer Entschädigung durch gesetzlich geregelte Vorteile im
öffentlichen Sektor machten die Enttäuschung noch schmerzhafter. Ihre
Gefangenschaft, ihr Nein zur Kollaboration mit dem Feind wurde zu einer
Ungerechtigkeit, zu einem ruhmlosen Drama, dem kein Recht auf Anerkennung
zugestanden wurde. Es dauerte viele Jahre bis die italienische
Geschichtsschreibung das Schicksal der Militärinternierten als einen
entscheidenen Punkt bei der Entwicklung der nationalen Identität erkannte.
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[2] Vgl. Lepro, Storia della prima repubblica, S
41-52.
[3] Vgl. Labanca, La memoria del ritorno, S LXIV.
[5] Vgl. Astor, Carlo. Ex-Internierter, Zeugenaussage,
In: Bertacchi, Il reinserimento dei reduci S 286.
[6] Vgl. Moncini, Primo. Ex-Internierter,
Zeugenaussage, In: Labanca, La memoria del ritorno, S 5.
[7] Vgl. Baldini, Renzo. Ex-Internierter,
Zeugenaussage, In: Labanca, La memoria del ritorno, S 23.
[9] Vgl. Labanca, La memoria del ritorno, S LXIV.
[10] Vgl. Labanca, La memoria del ritorno, S LXV.
[11] Vgl. Bertacchi, Il reinserimento dei reduci S
281.
[12] Rossi, Andrea. Ex-Internierter, Zeugenaussage,
In: Bertacchi, Il reinserimento dei reduci S 281.
[13] Rizzi, Giovanni. Ex-Internierter, Zeugenaussage,
In: Bertacchi, Il reinserimento dei reduci S 282.
[14] Gherardi, Mario. Ex-Internierter, Zeugenaussage,
In: Bertacchi, Il reinserimento dei reduci S 282.
[15] Carminati, Marino. Ex-Internierter,
Zeugenaussage, In: Bertacchi, Il reinserimento dei reduci S 283.
[16] Pigozzo, M. Ex-Internierter, Zeugenaussage, In:
Bertacchi, Il reinserimento dei reduci S 283.
[18] Moncini, Primo. Ex-Internierter, Zeugenaussage,
In: Labanca, La memoria del ritorno, S 5.
[19] Pasini, Angelo. Ex-Internierter, Zeugenaussage,
In: Bertacchi, Il reinserimento dei reduci, S 283.
[20] Vgl. Labanca, La memoria del ritorno, S LXIII.
[21] Facchinetti, Franco. In: Bertacchi, Il
reinserimento dei reduci, S 284.
[22] Vgl. Bertacchi, Il reinserimento dei reduci, S
284.
[23] Coltrinari, Il contributo die prigionieri di
guerra, S 45 – 48.
[24] Die Bedeutung des Begriffs „combattentismo“ liegt im Wort
„combattente“ und bedeutet im Deutschen Kämpfer, kämpfend. „Combattentismo kann
jedoch nicht wortwörtlich ins Deutsche übersetzt werden. Hier soll er das
Phänomen des gemeinsamen Kampfes zweier Generationen beschreiben.
[25] Vgl. Bistarelli, Il reinserimento dei reduci, S
959-961.
[26] Vgl. Bistarelli, Reducismo e associazionismo, S
221- 225.
[28] Vgl. Pavone, Appunti sul problema dei reduci, S
92.
[31] Vgl. Labanca, Il ritorno, S 210-214.
[34] Vgl. Bistarelli, Il reinserimento dei reduci, S
963.
[38] Vgl. Bistarelli, Reducismo e associazionismo, S
240-243.
[39] Vgl. Rinauro, La disoccupazione di massa, S
557-575.
[41] Vgl. Rinauro, Prigionieri di guerra ed
emigrazione, S 251-267.
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